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Die Geister, die ich rief

Seit jeher ist der Tod auch mit Übersinnlichem verbunden. Geister und Gespenster gehörten quasi immer zum Jenseits dazu. Und auch heute noch werden gruselige Erscheinungen für viele Menschen zum Thema.

Friedhof der Namenlosen, Stadt Wien
Friedhof der Namenlosen (c) Stadt Wien

Auch, wenn das hochdeutsche Wort „Spuk“ erst seit dem 17. Jahrhundert existiert: Der Glaube an Geistererscheinungen, an lebende Tote, an Wiedergänger, ist so alt wie die Menschheit. Vor nicht allzu langer Zeit war dieser noch so fest in der Gesellschaft verankert, dass sich sogar öffentliche Behörden mit Gespenstern auseinandersetzen. Doch auch heute, in unserer aufgeklärten, hochtechnologischen Welt, ist der Glaube an Spukerscheinungen nach wie vor präsent. Wenn auch nicht mehr so ausgeprägt und insbesondere nicht mehr so offen zur Schau gestellt wie in früheren Zeiten; heute interessieren sich Menschen vermehrt um plausible Erklärungen der diversen „Geister“.

So begibt sich der Wiener Verein “Vienna Ghosthunters” seit mehr als 20 Jahren auf die Jagd nach paranormalen Phänomenen – und das sogar unentgeltlich. “Es werden sowohl Friedhöfe als auch Burgen, Schlösser, verfallene Fabriken oder Häuser und auf Wunsch auch Privatgrundstücke auf eventuelle paranormale Aktivitäten untersucht”, heißt es seitens des Vereins, der zudem betont, nicht beweisen zu wollen, dass es spukt, sondern als Ziel vielmehr die wissenschaftliche Erklärung hat. Orte, an denen es spuken soll – oder es zumindest richtig schön unheimlich ist – gibt es in Wien jedenfalls so einige.

Wiener Spuk

Einer davon ist der “Friedhof der Namenlosen”, ein aufgelassener Friedhof am Alberner Hafen, auf dem bis zum Jahr 1940 aus der Donau gefischte Leichen bestattet worden waren. Die kleine Begräbnisstätte hat den Ruf, einer der gruseligsten Orte Europas zu sein – und ist als solcher Anziehungspunkt zahlreicher Ghostbusters aus nah und fern. Ob sie jemals fündig wurden, ist bisher nicht überliefert,

Auch die Augustinerstraße im ersten Bezirk wird von Gespensterfans regelmäßig aufgesucht. Hier, auf Hausnummer 12, soll die sogenannte “Blutgräfin” Elisabeth Báthory (1560 – 1614) zahlreiche junge Frauen gefangengenommen, gefoltert und ermordet haben. Ihr Geist, heißt es, spukt noch heute rund um ihren ehemaligen Wohnsitz.

Der Narrenturm im Hof 6 des Alten AKH (Spitalgasse 2, 1090) ist ebenfalls einer der schaurig-schönen Orte Wiens. Im 18. Jahrhundert als erste psychiatrische Klinik erbaut, befindet sich hier heute das Pathologisch-anatomische Bundesmuseum – mit teil furchterregenden Exponaten. Laut der Legende kann man auf dem Gelände noch heute die Schreie der ehemaligen Insassen hören …

Wissenschaftliche Ansätze

Der deutsche Physiker und Psychologe Walter von Lucadou wiederum beschäftigt sich nicht mit den vermeintlichen Spukstätten, sondern bewertet Parapsychologie im Sinne der Bewusstseinsforschung. “Ich halte solche Ereignisse weder für übernatürlich noch für irreal”, so der Leiter der Parapsychologischen Beratungsstelle in Freiburg. Die menschliche Psyche sei in ihrer Komplexität noch lange nicht zur Gänze erforscht und könne für Phänomene verantwortlich sein, “die noch vor wenigen Jahrzehnten als Einbildung abgetan wurden und heute Gegenstand seriöser Forschung sind.”

Ein Ansatz des Wissenschaftlers ist “Embodiment”, die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche. Tritt hier aufgrund einer emotionalen Belastung oder eines inneren Konflikts eine Störung auf, können diese Traumata unterbewusst ausgelagert werden; vermeintlich übersinnliche Phänomene würden für den Betroffenen auftreten.

Spukhafte Physik

Auch die Quantenphysik käme hier laut von Lucadou zum Tragen. So habe schon Albert Einstein über sie als “spukhafte Fernwirkung” gesprochen. Die Quantenverschränkung besage, dass zwei Teilchen auch über große Entfernung miteinander verbunden sind und Informationen austauschen. So könne sogar Telekinese, also das Bewegen von Gegenständen allein durch Gedankenkraft, erklärt werden.

Aktuell handelt es sich dabei freilich um Theorien ohne jeglichen wissenschaftlichen Beweis. Bleibt das Fazit von Psychologin Ulrike Schiesser, Geschäftsführerin der Bundesstelle für Sektenfragen: “Wenn jemand an Geister glaubt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man etwas sehen wird.”

Und dem ist wohl nichts hinzuzufügen.

Friedhof der namenlosen, Josef Fuchs
Friedhof der Namenlosen (c) Josef Fuchs

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