
Der Tod, das muss ein Wiener sein.
Georg Kreisler

“Bestattung Wien – Mit uns kratzen Sie besser ab”. Wer derartige Sprüche auf einen Eiskratzer druckt, hat vor allem eines: schwarzen Humor. Und wenn es eine Einrichtung gibt, die schwarzen Humor hat, dann das Bestattungsmuseum Wien am Wiener Zentralfriedhof.
Kultstatus
Die Produkte aus dem Shop des Bestattungsmuseums, wie ebenjener Eiskratzer, haben mittlerweile Kultcharakter und sind weit über die Grenzen Wiens bekannt. Turnsackerln mit der Aufschrift “Ich turne bis zur Urne” und T-Shirts mit Sprüchen wie “Ich lese, bis ich verwese” stehen da ebenso zum Verkauf wie Zigarettenetuis mit dem freundlich-sarkastischen Hinweis “Rauchen sichert Arbeitsplätze”. Die Modellsets aus Klemmbausteinen (von Trauerhallen über einen Friedhof bis hin zum Leichenwagen) sind überhaupt zu heiß begehrten Sammlerobjekten geworden.
Sogar ein eigenes Maskottchen hat das Bestattungsmuseum: Quiqui (sprich: “Gwigwi”), ein kleiner Sensenmann. Oder besser: Ein herziges Sensenmännchen, das alles andere als furchteinflößend wirkt und sogar als kuschelige Plüschfigur angeboten wird. Sein Name ist übrigens ein alter, wienerischer Ausdruck für den Tod.
Vom Sparsarg zu lebendig Begrabenen
Doch auch, wenn kultiges Merchandise samt schwarzhumoriger PR auf den Social-Media-Kanälen das Aushängeschild darstellt und für einen großen Bekanntheitsgrad sorgt: Das Bestattungsmuseum Wien ist natürlich viel mehr als nur ein Shop. “Der Tod ist unvermeidlich – also feiern wir ihn”, lautet das Motto. Und dieses wird durch und durch, nun ja, gelebt. Mit einem Augenzwinkern.
Über 250 Originale sind im Museum auf 300 Quadratmetern in 30 Stationen ausgestellt. So wartet auf Besucherinnen und Besucher unter anderem der “Josephinische Sparsarg”, ein Klappsarg, wie er zur Zeit Mozarts verwendet wurde. Dieser wurde über dem Grab aufgeklappt, damit der Leichnam herausfallen und der Sarg wiederverwendet werden konnte. Ebenfalls zu sehen: Eine rund 120 Jahre alte Kutsche für Leichentransport, Fourgon genannt. Oder ein “Rettungswecker”, eine Vorrichtung mit Glockenzug, mit der man sich bemerkbar machen konnte, wenn man lebendig begraben wurde. Warum diese nicht so ganz funktionierte, wird im Museum erklärt …
Historisches
Dort zeigen zudem zahlreiche Videos historisches Filmmaterial, beispielsweise vom Begräbnis des “legendären” Kaisers Franz Joseph I. Weitere audio-visuelle Stationen bringen dem Publikum exklusive Erlebnisse rund um das Thema „Tod und Trauer“ im historischen Kontext nahe: Aufbahrungen der High Society um die vorige Jahrhundertwende, die beliebtesten Bestattungslieder (von “Ave Maria” bis zu “Time to Say Goodbye”) oder Partezettel aus verschiedenen Jahrhunderten.
Seinen Standort hat das 1967 gegründete Museum (inklusive Shop) seit 2014 im Untergeschoß der Aufbahrungshalle 2, neben dem Haupteingang des Zentralfriedhofs. Ursprünglich als Leichenhalle für “Infektiöse” genutzt, werden hier seit den 1960ern vor allem Trauerfeiern für Prominente abgehalten. So wurden in der Aufbahrungshalle 2 unter anderem Künstler wie Helmut Qualtinger, Falco oder Peter Alexander verabschiedet. Zuvor war das Bestattungsmuseum Wien – so wie die Bestattung Wien – in der Goldegggasse 19 im 4. Wiener Gemeindebezirk angesiedelt gewesen.
Alle Infos zu Öffnungszeiten und Erreichbarkeit finden sich hier: www.bestattungsmuseum.at